Junge Frau verbotenerweise nachts allein in Bürogebäude

Gemäss Arbeitsgesetzt vom Jahr 1965 dürfen Frauen nachts nicht arbeiten aber…

Das Bundesgesetzt über die Arbeit in Industrie, Gewerbe und Handel (ArG 822.11) wurde zwar im März 1964 beschlossen aber erst am 1. Feb. 1966 in Kraft gesetzt. So galt damals noch die alte Regelung, Frauen durften nachts nicht arbeiten, Männer aber sehr wohl. Heute ist Nachtarbeit generell verboten, ausgenommen sind speziell erwähnte Berufszweige.

ArG 822.11
Bundesgesetz über die Arbeit in Industrie, Gewerbe und Handel:
Beschluss: 13. März 1964
Inkrafttreten: 1. Februar 1966
Staatssekretariat für Wirschaft SECO

Ja das Jahr 1965 war schon speziell für mich. Ich wechselte vom SB Basel in das HO Zürich und alles wurde ganz anders. Allerdings dienten immer noch Lochkarten als Speichermedium für den Programmcode. Ich kam in ein Team von 6 Programmierern. Für die IBM intern wurden 2 grössere Projekte entwickelt, die im Jahr 1966 auf dem neu erworbenen IBM System /360 in Produktion gehen sollten. Die Operator mussten geschult werden, der Systemprogrammierer musste das System kennen lernen und die sechs Programmierer sollten ihre Programm-Module laden und testen. Da war die Maschinenzeit sehr knapp und es wurde ein Terminplan über 24 Stunden pro Tag für die Benützung des Systems gemacht. Das bedeutete für alle auch mal Nachtarbeit. In dieser Situation musste mein Chef in Zürich eine Extra-Bewilligung vom Arbeitsamt einholen, damit ich ebenfalls meine Tests durchführen konnte. Es war ein grosses Glück, wenn man eine ganze Nacht am Stück zugeteilt erhielt, dann konnte man 8 bis 10 Stunden ununterbrochen arbeiten.

Diese langen Nachtschichten erhielten wir erst in der Endphase eines Projektes, weil dann die bereits lauffähigen Teile mit vielen verschiedenen Vorgaben auf Herz und Nieren überprüft werden mussten. Erzwungenermassen gab es pro Test folgenden Ablauf:

1Lochkarten mit Assembler-Code einlesen=> Lochkartenleser bedienen
2Umwandlung (Compilation) durchführen => Befehl via Steuerkonsole eingeben
3gedruckte Programmliste auf Papier entnehmen=> Drucker bedienen
4Maschinenprogramm auf Lochkarten entnehmen=> Lochkartenstanzer bedienen
5Maschinenprogramm einlesen=> Lochkartenleser bedienen
6Testspiel auf Lochkarten einlesen=> Lochkartenleser bedienen
7Test durchführen (RUN)=> Befehl via Steuerkonsole eingeben
8warten auf Ende des Test und hoffen=> meist Fehlersituation
9Dump wird automatisch gedruckt=> meist Fehlersituation
10Fehler suchen=> Dump und Testoutput studieren
11Source-Code anpassen=> Locher bedienen
12wieder bei Punkt 1 beginnen=> so oft bis Test richtig endet

In 8 Stunden konnten da schon 10 bis 12 Tests durch laufen; und jedesmal kam man ein kleines Schrittchen weiter.

IBM System /360 Computeranlage

Wieder einmal war ich in den Abschlusstests meines Projektes und es lief eigentlich alles zu meiner Zufriedenheit. Plötzlich – es war ungefähr 3 Uhr nachts – standen 4 schwarz gekleidete Männer mit Maschinengewehren im Anschlag zwischen Drucker, Systemkonsole und Lochkartenschränken; ihre Gesichter konnte ich nicht sehen, da sie Masken aufhatten. So einen grossen Schreck und so wahnsinnige Angst hatte ich bis jetzt noch nie erlebt. Sehr forsch fragten sie mich, was ich denn hier alleine mache. Stotternd versuchte ich es zu erklären. Sie verstanden wahrscheinlich nur Bahnhof.

Polizeieinsatz

Es stellte sich heraus, dass die Männer in Schwarz Polizisten waren. Im Erdgeschoss war das Lager eines Pelzgeschäftes; dort wurde eingebrochen und es gab einen Alarm. Ich hatte im zweiten Stock überhaupt nichts mitbekommen. Nach einer kurzen Befragung und Unterschrift fürs Protokoll war der ganze Spuk vorbei. Mit weichen Knien und zitternden Händen versuchte ich weiter zu arbeiteten. Wie war ich froh, als die Morgendämmerung hereinbrach. Sehr müde und immer noch aufgewühlt fuhr ich mit dem Tram nach Hause, wo ich wie ein Stein in mein Bett fiel.

Ein gutes Gewissen ist
ein sanftes Ruhekissen!