Hinweise im Handbuch bitte nicht genau befolgen!

Nicht so toll, wenn die Anleitung im Manual zu wörtlich genommen wird

Eines Tages wurde beim Mittagessen erzählt – wir waren meist als Informatik-Gruppe zusammen am Tisch – dass einige ETH-Studenten beim Testen mit dem neuen IBM-System Pech hatten und sie die Welt nicht mehr verstanden.

Folgendes war passiert. Im Benutzerhandbuch über den Gebrauch der Magnetbänder war ein Hinweis auf eine neue Möglichkeit für das Rückwärts-Lesen der Bänder nicht zu übersehen.

IBM Magnetbandstation

Wir IBM-Programmierer kannten die Funktionsweise des Lesekopfes für Magnetbänder. Das Lesen konnte nur bei der Vorwärtsbewegung des Bandes ausgeführt werden. Beim schnellen Zurückspulen wurde der Lesekopf jeweils vom Band weggehoben. Ein Student hatte nun die geniale Idee in seinem Programm folgende Befehle zu geben: zuerst alle Datensätze aufs Band schreiben und dann fürs Lesen (wahrscheinlich sollten die Daten irgendwohin kopiert werden) die wunderbare Rückwärtsoption zu benützen. So wie erzählt wurde, funktionierte der Test mit wenigen Datensätzen wunderbar.

Also startete man das Programm für den Durchlauf mit den Produktionsdaten und das war eine riesengrosse Datenmenge! Jetzt kam das grosse Staunen. Das Programm lief schon stundenweise; es wurde Nacht und ein neuer Tag und das Programm lief munter weiter. Was war denn da los? Da wurde ein IBM-Spezialist hinzugezogen und der erklärte dem verdutzten Studenten die Funktionsweise seines Programms mit dem Beispiel für 20 Datensätze. Zuerst werden die Datensätze 1 bis 20 schön der Reihe nach aufs Band geschrieben. Und jetzt soll das Programm zuerst den 20. Datensatz verarbeiten; das geht sehr gut, denn das Band bleibt dort stehen wo es vom letzten Befehl angehalten hat. Gemäss Programm soll als nächstes der 19. Datensatz kommen, eben rückwärts. Das Band wird automatisch zurückgespult bis zum Anfang und dann wieder vorwärts zum 19. Eintrag. Gewünscht wird als nächstes der 18. Datensatz, also wieder zurück bis zum Anfang und vorwärts zum 18. und so weiter bis der 1. Datensatz, d.h. der letzte fürs Rückwärts Lesen an der Reihe ist. Mit nur 20 Blöcken geht das ja schon; aber mit 10 Tausend oder noch mehr ging es einfach viel zu lang. Wir Programmierer mussten schon ein wenig schmunzeln über die doch sonst so gescheiten Leute von der ETH.

Manchmal ist es wirklich besser,
auch das Kleingedruckte genau anzuschauen.