Eine App in der Grösse von 150 Bytes

Nur 2 solche Karten um ein ganzes Lohnprogramm zu speichern

Sehr gut in meiner Erinnerung geblieben ist mein allererstes richtiges Computerprogramm, in der heutigen Sprache eben eine App. Es war in der Programmiersprache RPG für den IBM 650 Röhrenrechner.  Natürlich musste ich dabei von meinem Vorgesetzen viel Hilfe in Anspruch nehmen, denn ich war noch ein ganz frischer Neuling.
Der Kunde wünschte eine einfache Lohnabrechnung. Die Eingabedaten sollten von den Stempelkarten kommen. Da waren auf jeder einzelnen Karte alle benötigten Daten wie Personal-Nr, Name, Vorname, Std-Ansatz, die Stammdaten sowie Datum, Beginn und Ende der Arbeitszeit, also die Bewegungsdaten vorhanden. Da die klar definierte Kolonnen-Einteilung vorhanden war, musste man einfach die richtigen Positionen angeben und die Verarbeitungsanweisungen programmieren.

Programm-Sheet für RPG

Das ganze Programm sah in etwa so aus und benötigte gerade mal zwei Lochkarten, die erste für Eingabedaten entgegen zu nehmen und Berechnung zu machen; die zweite Karte mit den Angaben für die Ausgabe auf dem Drucker. Die letzten 5 Positionen der Karte waren jeweils für Nummerierung und Identifikation von Programm reserviert.
Nach Adam Riese ergeben sich daraus 2 x 75 Positionen sprich Bytes und das sind genau 150 Bytes für die ganze „Applikation“.
siehe auch Beitrag ‚Ohne Glühlampe keine Lohnabrechnung‘

Wie man in Wikipedia lesen kann, ist RPG eine der wenigen Sprachen, die für Lochkartenmaschinen entwickelt worden ist und heute immer noch gebraucht wird. Dies liegt daran, dass sich die Sprache im Laufe der Zeit erheblich weiter entwickelt hat. Sie wurde ursprünglich von IBM im Jahr 1959 herausgegeben. Der Name Report Programm Generator beschreibt den Zweck der Sprache: Erstellung von Berichten aus Datendateien, einschliesslich Berechnen der Zwischensumme und Totalsummen.

Na ja, nicht jedes Programm war soo klein. In den 60er-Jahren hatten die gestanzten Karten eines umgewandelten Programms in einer Schachtel (Fassungsvermögen 2000 Stk) gut Platz; meistens konnte man 5 – max. 10 Programme darin ablegen.

Metallschublade für Lochkarten

In den 80er-Jahren gab es schon grössere Brocken. Allerdings hatte man meistens nur noch die Quellprogramme auf gestanzten Lochkarten, die umgewandelten Programme wurden auf Tape gespeichert. Da war es aber keine Seltenheit, dass ein Programm mehrere Schachteln, rsp. Metallschubladen füllte. Das Programm bestand also aus 5000 bis 8000 Karten und auf jeder war eine Programmanweisung. Unten ist noch ein Beispiel aus der USA; dort ist ja bekanntlich alles ein bisschen grösser.

62,500 Lochkarten (5 MB) für ein USA Militär Netzwerk-Programm von 1955

Sogar heute staune ich immer noch,
 dass im Mai 1963 so etwas wirklich möglich war.