Datentransfer per Luftpost oder mit Kurier

Die manchmal so unbekannten Wege des Programm-Quellcodes

Wenn in der heutigen Zeit eine Software-Aktualisierung oder eine neue Version für das Betriebssystem notwendig wird, klickt man einfach die „Download“-Schaltfläche an und die benötigten Daten sind auf dem PC, Laptop, Smartphone, Tablet usw. vorhanden.

Wie war denn das in den 60er-Jahren, wenn vom Herausgeber – sprich IBM Hauptsitz USA – eine Anpassung zum Benutzer – in meinem Fall Service-Büro in Basel – gelangen sollte?  Als Eingabe-Einheit war bei uns nur ein Kartenleser vorhanden! Also geht der Weg einzig und allein über gestanzte Lochkarten.  So weit wäre ja alles klar…
Aber wie um Himmels Willen kommen die benötigten Lochkarten von den USA zum Lochkartenleser in Basel??

Stapel mit weissen Lochkarten von einem roten Gummi zusammengehalten und mit einem Diagonalen dicken Filzstift-Strich (so sieht man sofort wenn Karten fehlen oder nicht in richtiger Reihenfolge sind)
Kartenstapel eines Programms

Im Jahr 1963 war das europäische Forschungs und Entwicklungszentrum der IBM in Böblingen bei Stuttgart. Und dorthin kamen die benötigten Informationen für Europa als erstes; ich denke die hatten mindestens eine Bandstation. Wie das Magnetband von der USA nach Europa geliefert wurde entzieht sich meiner Kenntnis; vielleicht per Schiff oder Luftpost.

Weisser Briefumschlag mit rot-blauer Umrandung und ein blaues Viereck mit Silhouettenbild eines Flugzeugs in weiss und weisser Aufschrift 
'AIR MAIL' sowie unten ganz kleie Schrift 'UNITED STATES OF AMERICA'
Luftpost

In Böblingen wurden dann Lochkartenstapel gestanzt für alle IBM Service-Büros, die keine Bandstation hatten und wie gesagt, wir in Basel hatten noch keine. Die glücklicheren Büros erhielten eine Kopie des Bandes.
Normalerweise mussten dann die Lochkarten mit der Post in die Schweiz gesandt werden.

Es gab aber einige Male die gute Situation, dass ein Mitarbeiter von Basel ein oder zwei Tage in Böblingen war für eine Besprechung, Ausbildung oder so was Ähnliches. Dann bekam er den Kartenstapel in die Hand gedrückt und nahm ihn nach Hause. Basel war ja wirklich nicht sehr weit von Stuttgart entfernt und man reiste meistens mit dem eigenen Auto.

Allerdings waren dann an der Zollstation anderweitige Hürden zu überwinden. Auch die Zöllner hatten noch nichts von der „Digitalisierung“ des Landes gehört und ordneten die durchlöcherten Karten in die Kategorie „suspekt“ ein.

Zum Glück müssen heute die Updates nicht mehr per Post oder Kurier verteilt werden; so eine grosse Päckliflut wäre nicht mehr zu bewältigen!