Funktioniert ein Programm ohne Betriebssystem?

Wenn es weder Linux, Windows noch OS, DOS, MVS, VMS oder sonst wie ein anderes Betriebssystem gibt

Die ersten Computer kamen ohne echtes Betriebssystem aus, da lediglich ein einziges Programm im Stapelbetrieb geladen sein konnte und die unterstützte Hardware noch sehr überschaubar war. Die Programme lagen (in Maschinensprache) in Form von Lochkartenstapeln vor und wurden durch den Operator über den Lochkartenleser in den internen Speicher eingelesen. Nach der „Ende-Karte“ wurde das Anwendungsprogramm gestartet. Die Eingabedaten mussten, je nach Aufgabenstellung, ebenfalls über den Kartenleser eingelesen werden (deshalb der Begriff Stapelverarbeitung, engl. batch processing, queued systems). Die Ergebnisse wurden über den Kartenstanzer ausgegeben. Vor- und nachgelagert waren Erfassungs-, Misch- und Sortiervorgänge erforderlich, die mithilfe elektro-mechanischer Geräte (Kartenlocher, Mischer, Sortierer) ausgeführt, wurden. Bereits zu diesem Zeitpunkt war die interne Verarbeitung deutlich schneller als die Ein-/Ausgabegeräte; das Lesen eines Lochkartenstapels (Karton mit 2000 Karten) dauerte ca. 5–10 Minuten, die Arbeitsspeichergrößen solcher Rechner lagen bei ca. 16 bis 64 kB (Beispiel siehe System/360). In diesen räumlich relativ großen Systemen gab es noch keine externen elektronischen Speichermedien. Diese Maschinen besaßen kein konventionelles Betriebssystem, wie es heute geläufig ist. Lediglich ein Kontrollprogramm (resident monitor) wurde im Speicher gehalten und sorgte für den reibungslosen Ablauf, indem es die Kontrolle an die momentan auszuführenden Programme übergab. Der Rechner konnte stets nur ein Programm nach dem anderen ausführen. 1961 entstand mit dem Compatible Timesharing System (CTSS) für die IBM 7094 das erste Betriebssystem für Mehrbenutzerbetrieb. Das ermöglichte die quasi-gleichzeitige Benutzung der Rechenanlage durch mehrere Anwender mittels angeschlossener Terminals. Damals lieferte meist der Hersteller der Hardware das Betriebssystem, das nur auf einer bestimmten Modellreihe, ja sogar nur auf einem bestimmten System lief, sodass Programme weder zwischen verschiedenen Computern, noch über verschiedene Generationen hinweg portierbar waren.

Momentan beim Aufschreiben all meiner Erinnerungen kann ich es selbst kaum glauben, dass es wirklich so war. Wir beschritten beim Schreiben unserer Programme tatsächlich eine grüne Wiese. Also etwa so wie in der Schule, wenn wir einen Aufsatz schreiben mussten mit der Titelvorgabe an der Wandtafel und einem Stapel weisser Blätter auf dem Pult, wo als erstes der Name oben rechts aufgeschrieben werden musste.
Unsere Programme mussten wir in den 60-iger Jahren ohne jegliche digitale Unterstützung entwickeln und zwar zuerst in Maschinencode nachher mit Programmsprachen der ersten Generation wie SPS oder RPG.

Heute hat jedes Mobile oder Tablett automatisch ein Betriebssystem und selbstverständlich wird meist automatisch mehrmals pro Woche ein Update gemacht. Dann kann man nur hoffen, dass alles noch so funktioniert wie vorher und man sich nicht mit neuer Darstellung oder ungewohnten Begriffen herumschlagen muss.

Es ist schon ein besonderes Gefühl, ganz alleine
für die Fehlleistung eines Computers verantwortlich zu sein.