Datensicherung wie in der Steinzeit

Wie und wo können wichtige Informationen sicher aufbewahrt werden?

Datensicherung bezeichnet das Kopieren von Daten in der Absicht, diese im Fall eines Datenverlustes zurückkopieren zu können. Somit ist Datensicherung eine elementare Massnahme zur Datensicherheit. Die auf einem Speichermedium redundant gesicherten Daten werden als Sicherungskopie (englisch Backup) bezeichnet. Die Wiederherstellung der Originaldaten aus einer Sicherungskopie bezeichnet man als Datenwiederherstellung oder Datenrücksicherung (englisch Restore). Offiziell spricht man von Datensicherung erst seit den 1980er-Jahren. Dies ist der Ausdruck für das Sichern von digitalen Daten. Dieses Verfahren wird sogar für Wirtschaftsbetriebe durch gesetzliche Vorschriften geregelt.

Wenn ich mir überlege, dass Daten als „Zeichen, die eine Information darstellen“ definiert werden, so gab es doch wirklich schon in der Steinzeit Sicherungen. Denn was sind die vielen Runensteine, die in der Mitte des 2. bis 14. Jahrhundert von den Germanen aufgestellt worden sind? Ihre Zeichen kann man immer noch lesen und sie geben uns Informationen über das Leben der damaligen Zeit.

Runenzeichen Malton Pin
Runenstein in Uppsala

So wie uns die Menschheitsgeschichte aufzeigt, werden die Sicherungen der Informationen unsicherer, je moderner das Speichermedium ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Daten, welche heute meistens auf Festplatten (für Privatpersonen) oder Tape-Libraries (für Geschäfte) gesichert werden, in über 1000 Jahren gelesen werden können, auch wenn sie noch so bombensicher in einem Bunker gelagert sind. Das Problem ist jeweils das Fehlen des dazugehörigen Lesegerätes oder entsprechender Systemkomponenten.

grosse Lagerhalle mit Tausenden von beschrifteten Lochkarten-Schachteln
Lochkartenlager im Jahr 1959 – jede Schachtel kann 2000 Karten fassen

Letzthin wollte ich die Zeichnungen meiner Kinder ansehen.Wir hatten Ende 1986 einen Atari PC und meine Tochter und mein Sohn erstellten mit grosser Freude Zeichnungen auf dem Bildschirm. Die Maus folgte doch einfach viel besser als der blöde Bleistift. Auch wurden fleissig „Gschichtli“ aufgeschrieben. Wir sicherten dann die Werke auf 3,5 Zoll Disketten. Obwohl wir ein entsprechendes Lesegerät haben, ist leider keine Anzeige der Informationen möglich, da das entsprechende Programm nicht mehr funktioniert; das war so enttäuschend.

Wappen
der Amerikanischen Volkszählungsbehörde
IBM 1401 mit Lochkarten-Leser, -Stanzer und Bandstationen

Da gab es doch tatsächlich in den USA die verzwickte Situation, dass die Informationen der Volkszählung 1960 später nicht mehr gelesen werden konnten. Sie wurden mit dem neuen IBM System1401 ausgewertet und auf Magnetbänder gesichert. Bei der folgenden Volkszählung nach 10 Jahren wollte man die neuesten Zahlen wie üblich vergleichen. Man fand kein Programm und auch keine Bandstationen mehr, um an die Informationen heranzukommen. Es scheint, dass das Problem irgendwie gelöst werden konnte; die Methode ist mir nicht bekannt.

An dieser Stelle sei mir ein kurzer Abstecher in die nichtdigitale Welt erlaubt. Es gab und gibt so viele Möglichkeiten der Informations-Aufzeichnung. Die Runen habe ich schon erwähnt. Die ältesten Schriftrollen auf Papyrus sind seit dem 4. Jahrtausend v.Chr. bekannt. Bereits im 8. Jahrhundert n.Chr. gab es Schriften aus den Schreibstuben von Klöstern. Der moderne Buchdruck mit auswechselbaren Zeichen wurde Mitte des 15.Jahrhunderts von Johannes Gutenberg erfunden. Es gibt also viele Werke mit Informationen aus der Vergangenheit, die in der heutigen Zeit immer noch lesbar sind!

In meiner langen Berufstätigkeit lernte ich viele verschiedene Arten von Sicherheitskopien für digitale Daten kennen. In den frühen 60er-Jahren war dies eigentlich eine sehr einfache Sache. Die Lochkarten in der Grösse von 18,7 cm x 8,3 cm x 0,17 mm wurden dupliziert und in einem andern Raum versorgt. Eine Lochkartenschachtel fasste ca. 2000 Lochkarten und wog etwa 1.5 kg. Später kamen die Magnetbänder(10,5 Zoll) und bald danach die grossen Plattenstapel(14 Zoll) mit 4,25 kg Gewicht. Für spezielle Daten (wie z.B. Bankkundeninformationen) erstellte man von den entsprechenden Magnetbändern eine Kopie, die in einem ehemaligen Militärbunker gelagert wurden.

Dazu wurde alles noch auf Listen ausgedruckt. Dabei gab es aber ein anderes Problem. Das Druckerfarbband war manchmal nicht optimal und der Ausdruck auf den Listen verblasste nach wenigen Jahren; andere konnte man jahrzehntelang lesen. Dann kam die Zeit, wo jede Liste auf Mikrofilm aufgenommen wurde. Die Haltbarkeit von Mikrofilm soll bei entsprechender Lagerung bis zu 500 Jahre betragen. Passend dazu ist der Werbespruch eines Mikrofilmunternehmens „Digital for now, analog forever“. Ob dann das Lesegerät für den Film auch noch funktioniert bleibt offen.

Sind Clouds wirklich die sicherste Lösung?

Auch die Anbieter von den heute vielbenutzten Clouds (Aufbewahrung von Informationen und zur Verfügung halten für den Abruf im Internet) sind auf irgendwelche Speichermedien angewiesen. Der Vorteil ist, dass die Erneuerung der Speichertechnologie durch den Cloud-Anbieter gewährleistet werden muss, denn er verpflichtet sich, dass die Inhalte dauernd abrufbar sind.

Cloud Server

Aber das führt uns zu einem andern, weltweit grossen Problem: der elektrische Strom wird immer rarer. Und wenn der fehlt, kann man all die Daten in Form von elektronischer Sicherung nicht mehr lesen. Ebenfalls sind auch diese Daten nur beschränkt vor dem Diebstahl durch Cyberkriminelle geschützt.

Ich weiss nicht welche Methode die heutigen Datenverantwortlichen wählen, bestimmt ist es keine einfache Entscheidung. Untenstehender Satz von Joachim Ringelnatz kann auch nicht weiter helfen.

Sicher ist, dass nichts sicher ist.
Selbst das ist nicht sicher.